Ängste, Sorgen, Zweifel, negative Gedanken - sie alle begleiten uns immer mal wieder.
Ab und zu verirren wir uns durch sie, kommen auf Um- oder Abwege, machen Fehler, treffen falsche Entscheidungen.
Wir sind Suchende, suchen Sinn und Erfüllung in unserem Leben, nach Aufgaben, nach Bedeutsamkeit in allen möglichen Systemen und Bereichen.
Durch die vielfältigen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts ist diese Suche nicht unbedingt einfacher geworden.
Mit der Angst haben wir einen wachsamen Begleiter an die Hand bekommen, der es uns ermöglicht aus unseren Fehlern zu lernen, durch falsche Entscheidungen und zu wachsen, um so unserem ganz persönlichen Sinn des Lebens und unserer Erfüllung immer näher und näher zu kommen und auf unserem individuellen Weg Schritt für Schritt nach vorn zu gelangen.
Und das ist gut so!
Denn wer kennt ihn nicht, den wohl bekanntesten Satz über die Angst und den Umgang mit ihr:
“ Everything you’ve ever wanted is on the other side of fear.”
Oder wie er ins Deutsche übersetzt lautet: “Alles, was du willst, ist auf der anderen Seite der Angst.”
Du bist nicht gerne dem Gefühl von Angst ausgesetzt, ich nicht und wir alle nicht.
Wir mögen Angst nicht und das was Angst in uns auslöst, sei es Herzrasen, Zittern oder der kalte Schweiß auf der Stirn.
Wenn wir ängstlich sind fühlen wir uns hilflos, machtlos, gelähmt in unserem Denken, Handeln und Fühlen. Wenn unser Problem oder unsere Herausforderung uns nicht schon genug Kopfzerbrechen bereitet, dann kommen eben noch körperliche Symptome dazu.
So entwickeln wir allesamt, im Laufe unseres Lebens, Strategien wie wir ihr entkommen können - Freeze, Flight oder Fight - Kampf- oder Fluchtreaktion.
Ich bin mir sicher, dass du weißt welcher Typ du bist.
Ich war lange Zeit meines Lebens im Fluchtmodus, wenn mir etwas nicht gefiel, nicht so lief wie ich wollte oder ich mit den äußeren Umständen innerlich total überfordert war, bin ich vor mir und aus den entsprechenden Situationen geflüchtet.
Genauso, wie ich mich hier an einzelne Situationen und Erlebnisse erinnern kann, schaffst du es bestimmt ebenso, dich an Situationen oder Erlebnisse in deinem Leben zu erinnern, als du gekämpft hast oder geflohen bist oder wo du einfach nichts getan hast, weil du es aus deiner Angst heraus nicht konntest.
Angst ist so unbequem, dass wir uns ihr nicht stellen wollen, sondern uns schnellstmöglich von ihr befreien wollen.
Die Lösungen, die zu dieser Befreiung beitragen, sind meist nicht langfristig ausgerichtet und daher nur bedingt geeignet, um Probleme und/ oder Herausforderung - in welchem Lebensbereich und auf welcher Ebene auch immer - zu bewältigen.
Zur Kampf-/ Fluchtreaktion kommen oft noch weitere Phänomene, wie zum Beispiel: verdrängen, unterdrücken, wegdrücken, leugnen, überwachen, kontrollieren und die Suche nach Schuldigen für die eigenen Probleme und die individuellen Herausforderungen des Lebens.
Diese Phänomene konnten neutrale Beobachter gerade in den vergangenen fast 24 Monaten enorm gut betrachten.
Dabei sind es oft gar nicht die Probleme oder Herausforderungen als solche, die uns in Gefahr bringen, sondern unsere Gedanken und Gefühle über sie und die Energie, die wir in unsere Vorstellungskraft investieren, um uns das Worst-Case-Szenario vorzustellen und all das, was passieren könnte.
Wenn die Angst dann nachgelassen hat und eine Krise abgewendet wurde, die Herausforderung gemeistert ist und sich das Problem als zu bewältigen entpuppte, fragen wir uns oft was uns eigentlich Angst gemacht hat oder ob wir es selbst waren oder eben andere, denn wir übernehmen ja nicht so gerne Verantwortung.
Angst macht folglich vieles mit uns, mit unserem Denken, unserem Fühlen, unserem Handeln und unserer Energie.
Sie zwingt uns die eigene Welt zu verändern.
Wir Menschen sind die einzigen Wesen, die so starken Einfluss auf das eigene Leben und die eigene Welt, aber auch auf das Leben anderer Lebewesen haben und nur wir können uns selbst, unsere Welt und die Welt anderer so stark verändern.
In keiner Zeit zuvor waren wir zudem dazu so sehr gezwungen, wie in dieser - bedingt durch die vielen Krisen der Welt.
Veränderungen bringen uns durcheinander und machen uns Angst.
Viel zu viele Menschen suchen nach wie vor im Außen und in ihrer Umgebung, in ihrem Umfeld nach Lösungen.
Sie gestalten sich und ihre äußere Welt um, bis diese wieder besser zu ihren Bedürfnissen und den schönen Vorstellungen passt - verpassen dadurch aber die Chance die Wurzel und Ursache für individuelle Ängste, Sorgen, Zweifel, und innerpsychische Konflikte zu erkennen und zu bearbeiten.
Das ist für viele Menschen ein selbstgewählter, sich immer wiederholender Teufelskreis.
Erst, wenn es zu wahrhaftigen Krisen und Situationen kommt, die uns unsere Grenzen mehr als deutlich aufzeigen, merken wir, dass wir nicht unfehlbar sind und unsere Lebenszeit endlich.
Viele begreifen dann, was Demut und Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet und sind gar bereit sich selbst zu ändern und nicht nur ihre äußeren Umstände.
Des Weiteren dürfen wir uns noch mehr erlauben Fehler zu machen, denn sie sind dazu da um aus ihnen zu lernen.
Man könnte also meinen, dass die Angst uns zur Selbsterkenntnis führen kann und darf.
Dies gelingt selbstverständlich nur, wenn wir es selbst wollen.
Wer sein Leben und sein bisheriges Verhalten, Denken und Fühlen reflektiert und sich dadurch neu entdeckt, der kann es sogar schaffen mit Anteilen in sich in Berührung zu kommen, die er zuvor tapfer unterdrückt hatte, um beispielsweise den Erwartungen der Gesellschaft, des Partners, des Chefs oder Mama und Papa besonders gut zu entsprechen. Menschen, die sich verändern wollen müssen die Gelegenheit bekommen wieder in Kontakt/ Verbindung mit sich und allen Anteilen und Bedürfnissen zu treten.
Zu diesen Selbsterkenntnissen würde es bei vielen Menschen gar nicht erst kommen, wenn die Angst sich nicht zeigen würde und jeden einzelnen von uns - hier und da - zwingen würde hinzuschauen und hineinzuschauen in unser Inneres.
Was durftest du bereits von deiner Angst lernen?
Hat dich deine Angst/ haben dich deine Ängste schon dazu gebracht dich selbst und dein Leben zu verändern?
Kannst du Angst als eine positive Kraft erkennen?
Mir persönlich fällt es auch nicht immer leicht Angst zu spüren und zuzulassen.
Doch inzwischen bin ich dankbar für sie und alle anderen Gefühle, wie beispielsweise Wut, Zorn oder auch Groll, denn sie alle haben eine Botschaft für mich.
Deine Gefühle und Stimmungen haben also auch eine Botschaft für dich.
Lass sie zu und nehme ihre Botschaft wahr.
Wenn ich dir beim Umgang mit Angst oder anderen Gefühlen bei mir in der Praxis helfen kann, dann melde dich gerne bei mir.
Ich freue mich von dir zu hören oder zu lesen!
Herzliche Grüße aus der Wohnzimmerpraxis am Nord-Ostsee-Kanal sendet
Ninka